Veranstaltung: | Stadtparteitag Kreisverband Leipzig |
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Tagesordnungspunkt: | 8 Sonstiges |
Antragsteller*in: | Marie Müser, Leon Kühn, Linus Bauer, Paul-Joachim Bomhard, Volker Holzendorf |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 20.09.2019, 12:41 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A2NEU: Antrag für einen stärkeren Ausbau des Fahrradverkehrs und Schutz der Fahrradfahrenden in Leipzig
Antragstext
Ziel des Antrags ist der stärkere Ausbau des Fahrradverkehrs und der Schutz der
Fahrradfahrenden in Leipzig. Die Stadtverwaltung Leipzigs muss die Bevorzugung
von Autos beenden und die ökologische Alternative des innerstädtischen
Fahrradverkehrs mit konkreten Maßnahmen stärker schützen und fördern.
Wir fordern daher als Mittel für mehr Verkehrssicherheit und eine
zukunftsorientierte,klimagerechte Verkehrspolitik für Leipzig die folgenden
Maßnahmen:
1) Mehr Fahrradstraßen:
Auf Fahrradstraßen haben sich Autofahrende an der Geschwindigkeit der
Radfahrenden zu orientieren. So ist eine erhöhte Sicherheit aller
Verkehrsteilnehmenden ohne große bauliche Veränderungen erreichbar.
Fahrradstraßen können eingerichtet werden, wenn einerseits der Radverkehr die
vorherrschende Verkehrsart ist, andererseits zu erwarten ist, dass er die
vorherrschende Verkehrsart wird. Die Einrichtung von Fahrradstraßen in Leipzig
muss sich am zweiten dieser Leitgedanken ausrichten. In der Regel wird in
Leipzig
eine Fahrradstraße ohne Freigabe von KfZ-Verkehr eingerichtet.
2) Ausbau der Radnetzes und breitere Radwege:
Die Leipziger Radverkehrsanlagen sind stellenweise schlicht nicht vorhanden und
an
Nadelöhren zu eng, um der Beanspruchung gerecht zu werden.
Radverkehrsanlagen sollten möglichst in der Komfortbreite von 3m geplant werden.
Dies ermöglicht das entspannte Radfahren nebeneinander und von Eltern mit ihren
Kindern. Insbesondere auf den Hauptachsen ist dies möglich. Die Verkehrsbelegung
des motorisierten Verkehrs auf den Magistralen in Leipzig ist rückläufig und so
gering, dass in der Regel der Verkehr auf einem Fahrstreifen abgewickelt werden
kann.
3) Verbesserung der Verkehrssituation an Hauptachsen für Radverkehr
Insbesondere die zentralen Fahrradverkehrsstraßen Leipzigs sind streckenweise
ungenügend ausgebaut und überlastet und gefährden dadurch Radfahrende. Wir
brauchen schnelle Lückenschlüsse im Radverkehrsnetz. Angesichts der Klimakrise
wollen wir das auch zu Lasten des KfZ-Verkehrs anstoßen.
4) Stärkere Verfolgung von fahrradgefährdendem Verhalten
Falschparkende Autos auf Fahrradwegen erhöhen die Unfallgefahr für Fahrräder
massiv. Die Stadtverwaltung muss Radwege konsequenter schützen und
Falschparken auf diesen stärker und schneller ahnden. Die Fahrradstaffel der
Leipziger Polizei muss hier im Sinne der Radfahrenden tätig werden.
5) Protected Intersections als Standard für Leipzig
Kreuzungen sind wo möglich nach dem amerikanisch-niederländischen Vorbild der
“protected intersection” auszuführen.
6) Ausbau von Fahrradampeln, Keine Unterbrechung von Radstreifen
Radfahrende werden zu oft übersehen. An Kreuzungen sind Radverkehrsanlagen
bis zur Haltelinie durchzuziehen. Die Unterbrechung von Radstreifen wie in der
Karl-Liebknecht- oder der Georg-Schumann-Straße lehnen wir ab. Fahrradampeln
sollten an allen wichtigen Kreuzungen ergänzt werden. Beispielhaft sei an dieser
Stelle die gute Lösung einer Fahrradampel an der Leibnizstraße vor Einfahrt in
die
innere Jahnallee stadtauswärts genannt.
7) Schnellere Reaktion auf Schadensmeldungen und Kooperation mit ADFC
Radfahrende können problemlos und einfach über die Webseite des ADFC Schäden und
Störungen melden, welche dann übersichtlich in der Karte aufgeführt werden.
Leider können Monate vergehen, bis gefährliche Schlaglöcher im Kreuzungsbereich
ausgebessert werden. Frustration und Unverständnis sind die Folge. Wir fordern
deshalb eine bessere Reaktionszeit auf Schadensmeldungen und Störungen. Es gilt
nicht nur, die Radverkehrsinfrastruktur auszubauen, sondern die bestehenden
Radverkehrsanlagen instand zu halten.
Marie Müser
Leon Kühn
Linus Bauer
Paul-Joachim Bomhard
Volker Holzendorf
1 vgl.
https://www.l-iz.de/wirtschaft/mobilitaet/2019/05/Auf-Leipzigs-Hauptstrassen-
rollt-14-Prozent-weniger-
Kfz-Verkehr-als-vor-15-Jahren-275426
Begründung
Im ADFC-Fahrradklima-Test 2018 wird Leipzig mit einer nicht zufriedenstellenden Gesamtnote von 3,9 bewertet.3 Dies ist eine deutliche Abnahme im Vergleich zu den Tests der Vorjahre. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Unfälle mit Fahrradfahrer*innen in Leipzig von 2017 auf 2018 um 12%. Durchschnittlich alle zwei Monate stirbt eine
Fahrradfahrer*in auf Leipzigs Straßen. Diese Gefahren- und Verkehrssituation läuft jeglichen Bemühungen für einen zukunftsorientierten und nachhaltigen Stadtverkehr zuwider. Es kann nicht sein, dass die Verantwortung auf die Opfer einer fehlgeleiteten Verkehrspolitik abgewälzt wird.
Die Stadtverwaltung Leipzigs und insbesondere der Oberbürgermeister zeigen sich
trotz stark steigendem Aufkommen von Radfahrenden zögerlich beim Ausbau der Infrastruktur. So wurden zwar neue Fahrradstraßen beschlossen und eingerichtet. In der Praxis werden diese jedoch weiterhin durch die motorisierten Verkehrsteilnehmer wie Tempo-30-Zonen wahrgenommen. Dies liegt auch an der ungenügenden Beschilderung: das Schild einer Fahrradstraße wird mit einer großen 30 auf der Fahrbahn irreführend ergänzt. Die Anordnung von Querparken in der Fahrradstraße untergräbt zudem die Idee der Fahrradstraße, da sie die Sicherheit von Radfahrenden massiv gefährdet.4 Wir rufen die Stadtverwaltung Leipzigs und den Oberbürgermeister dazu auf, die bereits eingerichteten Fahrradstraßen deutlich zu kennzeichnen und ihre Nutzung gemäß ihrer Bestimmung (Vorrang für
Fahrradfahrende) durchzusetzen.
Im April dieses Jahres stellte das Jugendparlament den Antrag, die Karl-Liebknecht-Straße zur Fahrradstraße umzufunktionieren. Sie stellt die für Fahrradfahrende zweitwichtigste Verkehrsroute Leipzigs dar, ist jedoch für diese an
vielen Stellen ungenügend ausgebaut. Es zeichnet sich nicht ab, dass die nötigen Schritte für eine Verbesserung dieser Verkehrssituation eingeleitet werden. Die Stadt Leipzig muss die Situation für Fahrradfahrende auf dieser und allen Hauptachsen für Radverkehr maßgeblich verbessern. Dazu ist zwingend eine aktuelle Verkehrszählung an der Karl-Liebknecht-Straße durchzuführen.
Die Jahnallee erweist sich seit Langem als eine der gefährlichsten Straßen unserer Stadt. Erst tödliche Unfälle bewegten die Straßenverkehrsbehörde zu Überlegungen zur Umgestaltung des Verkehrsraumes. Es folgten jedoch kein größeres Umdenken, sondern eine Aufweitung des Straßenraums für den motorisierten Verkehr, da der
Parkstreifen zugunsten einer Autospur aufgelöst wurde. Die gleichzeitig angeordnete Tempobeschränkung auf 30 km/h wird seitens der Stadtverwaltung nicht kontrolliert. Die Möglichkeit hier für den Radverkehr in Verkehrsversuchen nach §45, Absatz 1, Nr. 6 der StVO die beste Lösung zu finden, wurde vertan. Statt starke Maßnahmen
zum Schutz der Radfahrer*innen zu ergreifen, plant die Stadtverwaltung Leipzigs nur eine Kampagne die „für mehr Respekt und Rücksichtnahme anderen Verkehrsteilnehmenden gegenüber sensibilisieren soll“. Dies kann keine Lösung für die aktuellen Probleme sein! Wir fordern die Stadtverwaltung Leipzigs und den Oberbürgermeister auf, statt PR-Kampagnen Mittel in konkrete Maßnahmen zu investieren.
2 Vgl.
https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Expertenbereich/Politik_und_Verwaltung/D-ownload/So_ge
ht_Verkehrswende_ADFC-Booklet_Stand_05_2019.pdf, Seite 38
3 ADFC-Fahrradklima-Test 2018, Auswertung Stadtgrößenklasse: >500.000 Einwohner, Leipzig.
Online unter: https://www.fahrradklima-test.de/ .
4 vgl. Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., Forschungsbericht Nr. 41:
Sicherheitsbewertung von Fahrradstraßen und der Öffnung von Einbahnstraßen.
Änderungsanträge
- Ä1 (Bernd Michael Tischer (Leipzig KV), Eingereicht)
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